Was fuer ein Tag

Heute wars wieder mal echt lustig.

Der Tag hat angefangen wie immer - lang schlafen, aufstehen, Reis mit Bohnen essen, Orangensaft gspritzt trinken (und deshalb zum xten Mal schief angeschaut werden - komische Europaer...), platanos (Kochbananen) essen, Mails checken, Facebook checken, Tageszeitung lesen, Tageszeitung nochmal lesen und versuchen sie zu verstehen, sport.orf.at checken und versuchen zu verstehen, warum Salzburg mit diesem Budget nicht besser spielt, Twitter checken und ueber P!nks Kommentare lachen, mit Andres auf der Playstation Fussball spielen, darueber nachdenken, wie man den Hund am besten unauffaellig killt, weil er ohne Unterbrechung bellt, darueber nachdenken, wie man der Oma erklaert, dass man echt keinen Hunger hat, Gott dafuer danken, dass er Ventilatoren erfunden hat, weils sonst echt unertraeglich waere, darueber nachdenken, dass das Halsweh hoechstwahrscheinlich von eben diesen Ventiladoren stammt und ich deshalb vielleich nicht direkt davor sitzen sollte, sich ueber Kubriks Wuerfel den Kopf zerbrechen, aufhoeren mit Kopf zerbrechen, weil Andres den Wuerfel kaputt gemacht hat und es deshalb sowieso nichts mehr bringt, auf Youtube Harry Potter Videos ansehen und hoffen den Film bald sehen zu koennen, mit Freundin von Oma versuchen zu kommunizieren, dafuer von Freundin von Oma getaetschelt werden, versuchen Alejandro auszuweichen zwecks geringem Interesse auf Spanisch verarscht zu werden, gspritzten Orangensaft trinken, dafuer von Alejandro verarscht werden, mit dem Fussball, der dringend Luft benoetigt, Gaberln ueben, draufkommen, dass das barfuss nicht so gut klappt wie daheim mit Turnschuhen, drueber nachdenken ob ich mir Schuhe anziehen soll oder nicht, draufkommen, dass es vieeeeel zu heiss ist um ueberhaupt an geschlossene Schuhe und Socken (hui, schon ewig nicht mehr gebraucht) zu denken, Reis mit Bohnen und Huehnerfleisch essen, dazu Cola trinken und irgendwie erklaeren, dass drei grosse Eiswuerfel im Glas mehr als ausreichen, neuen Verwandten begruessen, dafuer wieder von oben bis unten begafft werden, wieder mal erklaeren, dass man eh Sonnencreme mithat, ja eine gute Sonnencreme mit Faktor 50, weil, ja ich weiss, dass ich sehr weiss bin, nein, bei uns gibt es nicht mehr Sonne, ja ich werde mich eincremen, etcetera etcetera


Es war also ein ganz normaler Tag fuer KleinSusi in Costa Rica,

als ploetzlich...


die Oma sagte, zieh dir Schuhe an, du gehst jetzt mit mir mit zum Pensionistenklub.


Ja, Pensionistenklub (natuerlich heisst das nicht so auf Spanisch, aber mir faellt das spanische Wort nicht mehr ein), im Prinzip ists egal wie es heisst, es war auf jeden Fall so wie bei Omas Klub in Mauthausen.

Ich und dreissig Mittsiebzigerinnen (warum sind auf der ganzen Welt in den Pensionistenklubs 90 Prozent der Mitglieder weiblich? -- Wie gesagt, Mittsiebziger, das ist noch innerhalb der Lebenserwartung von Maennern; das Argument: Krieg - ja in Europa hat das mal Sinn gemacht, aber hier in Costa Rica, wos schon ewig kein Militaer mehr gibt und sie auch davor nur ein Miniheer hatten? - Okay, eine Antwort auf diese Frage zu finden, sollte hier nicht meine Prioritaet haben)

Also ich und dreissig Pensionistinnen. Natuerlich hat mich meine Abuela (Oma), also die Marta (so heisst sie) gleichmal der ganzen Runde vorgestellt und mir die Namen von so ziemlich allen gesagt. (Habe mir nur den Viktor und die Lourdes gemerkt) Einige sind gleich hergestuermt und wollten mir zeigen, dass sie ein paar Woerter Englisch sprechen, hab dann wieder mal erklaert, nein ich komm nicht aus den USA, nein Englisch ist nicht meine Muttersprache, Deutsch ist meine Muttersprache, ja ich kann Englisch trotzdem, Oesterreich ist neben Deutschland, ja in Europa, ja in Oesterreich spricht man deutsch,...
Auf jeden Fall haben der Viktor und die Lourdes diese und andere Sachen auf Englisch gefragt und ich hab auf Spanisch geantwortet :D
Die Lourdes kann gut Englisch, weil sie mal in den EE.UU. (also den USA) gelebt hat.
Erstaunt mich immer wieder, dass sogar Pensionisten, also auch die, die nicht in den Estados Unidos, also den USA, waren, ein paar Brocken Englisch koennen, bin mir sicher, das macht das Fernsehen, weil sich ja so viele amerikanische Sender haben.

Tja, also donnerstags ist immer Gymnastiktag, also sind sie nicht gemuetlich bei Kaffe und Kuchen zusammengesessen, sondern es waren alle in Sportkleidung da (ich werde das Bild nie vergessen - dreissig Mittsiebzigerinnen in (Adidas)sporthosen und -leiberl, dazu manche mit Schweissband ;-) in Reih und Glied.
Sie haben naemlich fuenf Reihen gebildet und sich hintereinander aufgestellt. Ich bin natuerlich ganz hinten gestanden, war wieder mal die groesste. Diese Tatsache macht ihnen immer wieder Spass...
Und dann gings los.
Mit Sport.

Aehm, mit Omisport.
Sagen wir mal so, es war wie ein ultra ultra ultra light Version von einem Cindy Crawford So werden Sie fit in 14 Tagen Video ;-)

Ich hab mir also gedacht, ha, das ist easy cheesy.
Denkste!!!!!!!
Hab geschwitzt wie tschuldigung Sau.
Dies hatte zwei Gruende: Erstens, 35 Grad sind zu viel fuer Gymnastik in einem Raum mit dreissig Pensionistinnen. Zweitens, ich war die einzige, die die Uebungen richtig (mit-)machte mit dem Trainer. Hab ich vergessen zu erwaehnen, es war sogar ein - ziemlich gut aussehender und durchtrainierter - Mittzwanziger da, der die Uebungen vorgemacht hat. Natuerlich war er viel zu schnell fuer die Omis, aber getaugt hats ihnen trotzdem ;-)

Hab danach im Gespraech rausgefunden, dass der "Trainer" Jorge heisst, hab allerdings auch rausgefunden, dass er verheiratet ist und drei Kinder hat (die dann nachher auch noch vorbeigekommen und uebrigens ziemlich suess sind).

Nach der Gymnastik haben wir zwei Gruppen gebildet (und ja es war ein komisches Gefuehl mit dreissig Pensionistinnen Sport zu machen, ja ich hab mein Lachen sehr oft zurueck halten muessen, ja sie haben alle Deo benutzt).
Die eine Gruppe (bei der ich zuerst war) hat mit einem Ball Kegeln umschiessen muessen - ging natuerlich darum, die Koordination der alten Ladies zu trainieren. Die meisten haben ewig weit daneben geschossen oder mit zu wenig Kraft, sodass der Ball einfach nicht bis zu den Kegeln gekommen ist ;-)
Glaube, muss nicht extra erwaehnen, dass ich gleich beim ersten Versuch alle (!) Kegeln umgeschossen habe und dafuer Applaus erntete!!!!!!

:D

Die zweite Gruppe musste einen Fussball aus einiger Entfernung zwischen zwei Stuehle ("Tor") schiessen. Das war nicht ganz so einfach, bin sogar einmal daran gescheitert und hab ein "ooh" geerntet. Memo an mich selbst: So ein Mitleids "ooh" duerfte universal einsetzbar sein und auf der ganzen Welt verstanden werden.

Tja, als es vorbei war und wir uns verabschiedeten, wurde mir natuerlich eindruecklich gesagt, dass ich am Dienstag wiederkommen muss. (Pensionistenklub hier ist Dienstag und Donnerstag und das jede Woche!!!!! Soviel zu den 14taegigen Treffen von deiner Runde in Mauthausen Oma. Nehmt euch mal ein Beispiel!)
Die Oma hat natuerlich gleich gesagt, dass ich selbstverstaendlich wieder mitkomme...
Denke, werde nach diesen sechs Monaten den Pensionistenslang perfekt beherrschen ;-)

So weit so gut.
Der Tag war aber noch nicht vorueber.
Zuhause angekommen, hat sich die Oma einen Kaffee gemacht und mir Cola hergerichtet. Dabei hat sie mich gefragt, ob ich wirklich keinen Kaffee will (musste natuerlich sofort an Bad Zell und an Zelleroma denken, die mich ja auch staendig fragt, ob ich Kaffee will ;-)
Hab gesagt, ich will kosten. Hab dann ihren Kaffee gekostet. Er schmeckte nach nicht viel, hauptsaechlich Milch.
Hab dann aber auch noch gesagt, dass ich Tee vorziehe, aber eigentlich Kakao am liebsten hab (ha! endlich auf den Punkt gebracht, was ich wirklich will!) Die Hoffnung stieg in mir hoch, dass sie darauf sagt, ja dann machen wir dir natuerlich sofort einen Kakao!
Meine Hoffnung wurde (vorerst) erfuellt! Sie hat gemeint, das heisst einfach Chocolate und na klar (Si, claro) haben sie sowas.

Aehm.

Aehm.

Aehm.

Si, claro haben sie sowas.

Aehm.

NEIN HABEN SIE NICHT!


Was ich bekam (und trinken musste), ist schwer zu definieren.
Zuerst wurde sowas wie (sehr dunkles) Kakaopulver in ein Glas gegeben, danach Leitungswasser drauf, drei Eiswuerfel rein. Das Glas war voll. Mein Kakaoherz ist in diesem Moment durch die Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich erst in sechs Monaten wieder einen richtigen Kakao krieg, in tausend Stuecke zersprungen.
Mein Kakaoherz setzte sich wieder zusammen, als die Oma verkuendete, Milch! Natuerlich brauchen wir noch Milch! (Ich jubelte innerlich! Haette sogar extra eine der ausgemergelten Kuehe gemolken, die in diesem Land vereinzelt vorkommen.)
Die Freude war vergebens.
Die "Milch" war sowas wie (sehr hartes) Milchpulver in einem Riesenkuebel aus der Metro. Dieses beige Pulver haben wir dann auch noch in das (bereits volle) Glas getan. Das Glas ging ueber. Schien egal zu sein.
Die Oma nahm einen Loeffel, ruehrte um (das Glas ging noch mehr ueber). Stellte fest, es fehlt etwas (Wollte drauf erwidern: Ja, und zwar das Wissen wie man Kakao macht!). Gefehlt hat ihr, wie koennte es anders sein: Zucker. Sehr viel Zucker.
Das Glas ging wieder ueber (haette ja vorgeschlagen, dass die Eiswuerfel unnoetig sind - aber das kaeme hier einem Frevel hoechstem Grade gleich).
Im Endeffekt hat sie noch mehr Zucker, mehr Milchpulver und mehr Kakaopulver reingegeben, umgeruehrt und mir mit einem Honigkuchenpferdelaecheln (apropo: Alice im Wunderland mit Johnny Depp kommt naechstes Jahr ins Kino) in die Hand gedrueckt.

Ihr wollt wissen, wie es geschmeckt hat?

Nach Zucker, Wasser (die Eiswuerfel, die Eiswuerfel!) und dunkelbeigen undefinierbaren Broken im Mund. Die Brocken haben nicht im entferntesten daran gedacht sich aufzuloesen, nur weil ich umgeruehrt habe...
Ahja, und teilweise war doch der Kakaogeschmack vorhanden, was mich doch ueberrascht hat.
Auf jeden Fall weiss ich jetzt wo das Kakaopulver zu finden ist, falls ich wieder mal einen Kakao a la Tico haben moechte ;-)


Am Abend haben wir wieder Fussball geschaut (und dabei Hendl von Kentucky Fried Chicken gegessen). Die USA haben Honduras 2:0 besiegt. Costa Rica hat gegen Mexiko erst im Elfmeterschiessen verloren. Somit stehen die USA und Mexiko, wie von allen vorhergesagt, im Finale des Gold Cup.

Hatte uebrigens Recht mit meiner Theorie, dass sobald eine Mannschaft wie Mexiko, oder die USA, am Platz steht, das Mittelfeld mehr in den Blickpunkt rueckt. Ist echt ein Schwachstelle der Mittelamerikaner...
Trotzdem haben die Ticos gefightet bis zum Umfallen, und sie haetten sichs echt mehr verdient, zu gewinnen!!!
Aber gut, Halbfinale ist auch nicht schlecht, soweit kommt Oesterreich hoffentlich auch bei der naechsten EM :D